Bericht vom Weltfrauen*tag in Trier

 

Der Frauen* und Queers (Wortklärung unten) unserer Ortsgruppe Trier hat dieses Jahr als Teil eines Bündnisses einen Aktionstag zum Frauen*kampftag am 08. März veranstaltet.

Teil des Bündnisses waren u.a. das deutsch-kurdische Gesellschaftszentrum Sara, die Beratungstelle für Sexarbeiter*innen ARA e.V., das Multikulturelle Zentrum Trier e.V., das queer-feministische Frauenreferat der Uni Trier und die lokale Antifa.

Von 10 bis 18 Uhr fand ein buntes Programm auf dem Kornmarkt in Trier statt. Neben Redebeiträgen über sexualisierte Gewalt, Rechte von Sexarbeiter*innen, Geschlechts-Identifikation, Anarchafeminismus,“Women defend Rojava“ (deutsch: Frauen verteidigen Rojava) und Fluchterfahrungen als Frau*, gab es einen Poetry Slam/Offenes Mikro, wo über Menstruation, selbstbestimmte Sterilisation und die Arbeit im Handwerk als Frau* gesprochen wurde. Außerdem gab es Musik von lokalen Künstler*innen.

Zu feministischen Themen und Gruppen in Trier konnte mensch sich an verschiedenen Infoständen informieren. Das deutsch-kurdische Zentrum Sara, das Multikulturelle Zentrum Trier e.V., wir die Stella Nigra – anarchistisches Kollektiv – die Plattform Trier und die ARA waren mit jeweils einem Stand vertreten. Alle anderen Gruppen, die keine Kapazitäten hatten, einen eigenen Stand zu betreuen, haben ihr Infomaterial an einem allgemeinen Infostand ausgelegt. Zusätzlich zum Infostand der ARA hat eine Sexarbeiterin ihren Wohnwagen, in dem sie arbeitet mitgebracht und zur Schau gestellt.

Der diesjährige Frauen*kampftag soll zur feminstischen Vernetzung von Frauen* und Queers in Trier dienen und nur die Auftaktveranstaltung weiterer Aktionen sein.

Im Kreativzelt wurden feministische Demoschilder, Buttons und Patches gebastelt. Es gab an dem Tag ein Bücherregal mit feministischer Lektüre zum schmökern und die Aktion „Ärger sammeln“. Der Ärger übers Patriarchat wurde schriftlich gesammelt und gemeinsam mit Frauen* und Queers verlesen. Kinder konnten sich beim Kinder-Pavillon schminken lassen, jonglieren oder Springseil springen.

Ausprobiert wurde sich im Workshopzelt bei Selbstverteidigungs-, Theater und Kontakt-Improworkshops. Beim Theaterworkshop ging es um Unterdrückung des Patriachatsund die Ermutigung sich selbst zu ermächtigen und aus Strukturen rauszubrechen. Bei der Kontakt-Improvisation konnte tänzerisch das Konzept von Konsens erfragen bei zwischenmenschlicher Interaktion erprobt werden. Der Selbstverteidigungsworkshop war speziell für Frauen* und Queers ausgerichtet, um einen Schutzraum zu gewährleisten.

Um die Mittagszeit sind wir mit einem bunten und lautstarken Demonstrationszug, welcher aus 300 Menschen bestand, durch die Trierer Innenstadt gezogen und haben unsere Forderungen sichtbar gemacht. Bei den Zwischenkundgebungen wurde über Zusammenhänge von Klimaungerechtigkeit und Feminismus, internationale Frauen*kämpfe, Women defend Rojava und Anarchafeminismus gesprochen.

Unterstützt wurden wir von der „Küche für alle – Trier“, die für uns aus geretteten Lebensmitteln gekocht hat.

Ein wichtiger Bestandteil bei Veranstaltungen ist für uns die Awareness-Arbeit. Awareness heißt so viel wie Achtsamkeit und ist ein betroffenenorientiertes Konzept zum Umgang mit Unterdrückungs- und Diskriminierungserfahrungen. Uns ist es wichtig Schutz- und Rückzugsräume zu schaffen und die Möglichkeit mit dafür vorbereiteten Menschen über das Erlebte zu sprechen. In einem Extra-Zelt gab es den ganzen Tag lang Tee, Kekse und zuhörende Ohren.

Das Patriarchat gibt uns vor, welche Rollenbilder wir erfüllen sollen und unterdrückt gewaltsam über die Hälfte der Weltbevölkerung. Wir stehen für eine gleichberechtige Gesellschaft ein, in der alle Geschlechter gleichgestellt und akzeptiert sind.

Seid solidarisch und bildet Gegenmacht von unten!

ALERTA, ALERTA, ANTISEXISTA!

Die Plattform – anarchakommunistische Organisation

 *Queer ist ein „Regenschirmbegriff“ für alle Menschen, die eine andere Geschlechtsidentität als Cisgender haben oder ihre sexuelle/romantische Anziehung nicht hetero ist. Cisgender (cis=diesseits, gender: soziales Geschlecht) bedeutet, dass das gefühlte Geschlecht mit dem biologisch zugeordnetem übereinstimmt. Eine Cis-Frau wird beispielsweise biologisch als Frau eingeordnet und kann sich damit auch identifizieren. Im Gegensatz dazu kann ein Mensch auch Transgender (trans=jenseits, gender: soziales Geschlecht) sein, was bedeutet, dass das gefühlte Geschlecht mit dem biologisch zugeordnetem nicht übereinstimmt. Eine Trans-Frau wird biologisch als Mann eingeordnet und identifiziert sich aber als Frau. „Frau“ oder „Mann“ ist ein Mensch, der sich als „Frau“ oder „Mann“ identifiziert, unabhängig von ihrer*seiner biologischen Einordnung. Das binäre Geschlechtersystem (bi=zwei), geht davon aus, dass es nur die Geschlechter „Frau“ oder „Mann“ gibt. Dabei sind Geschlechtsidentitäten vielfältig. Nicht-binäre Menschen schreiben sich ein anderes oder gar kein Geschlecht zu. Menschen, die sich kein Geschlecht zu schreiben, bezeichnen sich als Agender (a=ohne, gender=soziales Geschlecht). Außer den „gefühlten“ Geschlechtern, ist auch die biologische Geschlechtervielfalt groß. Neben der biologischen Einordnung „Frau“ oder „Mann“, gibt es viele weitere Möglichkeiten, wie die Anatomie der Geschlechtsorgane aufgebaut ist und der hormonelle Haushalt zusammen gesetzt sein kann. Menschen, die biologisch nicht eindeutig als „Frau“ oder „Mann“ einordbar sind, bezeichnen sich als Intersex (inter=zwischen, sex=biologisches Geschlecht).