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  • So
    28
    Jul
    2019

    Weltgeschichte des Anarchismus ~ »wu wei.«

    18 UhrRaute, Weberbach 72

    »無為« | »wu wei« | »nicht eingreifen«
    ... ist ein Prinzip aus dem Daoismus. Es wird zurückgeführt auf Lǎozǐ (mystische Figur, es ist unsicher ob er wirklich existierte) und das Tao te Ching, vermutlich ca. 400 v.Chr. enstanden. Es bezeichnet einen Zustand des Verzichts auf ein Verhalten der Machtsausübung, beziehungsweise auf ein Verhalten das sich »gegen die Natur« richtet oder »intuitives oder spontanes Handeln« nicht mehr zulässt. Die politische »Empfehlung« des Daoismus, im Einklang mit dem Prinzip des Wu Wei, ist »Nicht-Einmischung« bzw. »Nicht-herrschen«.
    Ein anderer, sehr alter Begriff aus dem antiken Griechenland ist ἀναρχία (an-archia) »ohne Herrschaft«. Eine frühe Quelle sind etwa die Stücke "Sieben gegen Theben" von Aischylos (467 v. Chr), und »Antigone« von Sophokles (442 v.Chr.) in denen Antigone quasi als "Anarchistin" gezeichnet wird, die sich gegen die Herrscher der Stadt auflehnt und ihr Gewissen über das Gesetz stellt.

    Auf beide Konzepte, wird sich durch Anarchist*innen, die versuchen eine Ideengeschichte ihrer Bewegung zu schreiben, immer wieder bezogen. Anarchist*innen suchen und sehen Vorbilder und Verwandte aber nicht nur in der Antike, sondern in der gesamtem Menschheitsgeschichte bis in die Gegenwart.
    So beziehen sich »anarchistische Anthropolog*innen« gerne auf sogenannte »akephale Gesellschaften« (akephal von »a kephalos«, ohne Kopf bzw. ohne Führung). Das sollen kleine, indigene Gesellschaften ohne größere Hierarchien sein, die es teilweise geschafft haben, trotz kolonialer Genozide und Unterdrückung bis heute als solche zu bestehen. »Anarchistische Archäolog*innen« wiederum sehen Anzeichen für herrschaftsfreie Gesellschaften, quasi »Urkommunismen« schon in der Frühgeschichte.
    Quer durch die Geschichte gibt es unzählige rebellische Bewegungen - getragen von aufständischen Bäuer*innen und antiautoritär-religiösen Mystiker*innen, befreiten Sklav*innen und widerständigen Kolonisierten, sogenannten »Hexen« und »Ketzer*innen«, Pirat*innen und Philosoph*innen, maschinenstürmenden Arbeiter*innen und vielen mehr. Auf viele davon haben sich Anarchist*innen bezogen oder in ihnen Vorläufer*innen gesehen.

    All diese Projektionen sind allerdings auch nicht unkritisch zu betrachten. Warum das so ist, und warum es, nicht nur für Anarchist*innen, trotzdem spannend ist diese Beispiele zu kennen, erfahrt ihr am 28.07. um 18 Uhr in der Raute.
    Es erwartet euch ein ca. anderthalbstündiger Vortrag mit anschließender Diskussion.

    Anarchist*innen finden ihre historischen Vorbilder in Widerstandsbewegungen quer durch die ganze Menschheitsgeschichte. Hier der Frauenmarsch auf Versailles während der französischen Revolution.